Heast, bist deppert?

Heast, bist deppert?

Natürlich sprechen wir unflätige Ausdrücke wie „Oider“ oder „Oaschtrottel“ nie laut aus, sondern denken sie stets damenhaft still in uns hinein. Es sei denn, jemand fordert uns durch saublödes Benehmen heraus oder wir hauen uns das Knie zum tausendsten Mal an derselben Bettkante an. Dann greifen auch wir zu Kraftausdrücken. Schön müssen sie halt sein.

Zum Beispiel „Pleampl“. Ein Pleampl ist eine ungeschlachte, oft begriffsstutzige, unbelehrbare Frau mit Hang zum Trampulösen. Ein Pleampl kapiert es immer als letzte, kann sich weder durch Charme noch durch Gewitztheit aus brenzligen Situationen herauswinden, sie hat unser Mitleid genausowenig verdient wie unsere Geduld. Einmal Pleampl, immer Pleampl. Vermutungen, das Pleampltum könne vererbt werden, bestätigen sich leider auch immer wieder.

Eine „Trutschn“ hingegen ist durchaus lernfähig, im Unterschied zum „Pleampl“ liegt ihre soziale Inkompatibilität mit uns nämlich nicht in ihrem Wesen begründet, sondern in der spezifischen Reaktion auf konkrete Ansprüche/Bedürfnisse/Bitten unsererseits. Trutschen verhalten sich zickig, renitent, gewollt kompliziert, tussihaft, arrogant, eigensinnig – sind also objektiv betrachtet ein ziemlich genaues Abbild von uns selbst. Was in dem Moment aber herzlich egal, ja eher kontraproduktiv ist. Viel besser: halblaut „So eine Trutschn!“ zischen und beleidigt davonstampfen.

Für angriffslustigere Menschen, denen halblautes Insichhineinzischen zuwiderläuft, empfiehlt sich die – praktischerweise geschlechtsneutrale – Direttissima „Bist angrennt?“. Schubst einem jemand in der Kassaschlange zum wiederholten Mal den Einkaufswagen gegen den Hintern, bleibt vor einem am Gehsteig unvermittelt stehen, beansprucht den letzten freien Platz an der Bar oder steigt einem in der U-Bahn auf die Zehen, unterstellt man ihm am besten, er sei wohl mit dem Kopf irgendwo dagegengelaufen, und unterstreicht das noch mit ein paar liebevollen Ausschmückungen. „Heast, bist angrennt, Depperter?“

Wenn es die Situation erfordert, lässt sich jeder Kraftausdruck durch vorangesetzte Partikel natürlich noch steigern, so ist ein „Oaschtrottel“ noch depperter und ein „Sautrampel“ noch ungeschlachter als die einfache Variante. Eh logisch.

Mein absolutes Lieblingswort ist und bleibt aber „Trottelbagage“. Es ist herrlich generalisierend, global abwertend und die perfekte Kombination aus flächendeckender Verachtung mit einem Hauch Weltläufigkeit. Selbstverständlich wird es nie laut ausgesprochen, sondern nur damenhaft gedacht. Hat sich die Trottelbagage auch nicht anders verdient.

Foto: IMDb