Liebeserklärung an Lotte Tobisch
Ja, ich liebe Lotte Tobisch. Ich liebe ihre sanftsilbernen Haare, die goldene Brille, ihre Sackkleider und die huldvollen Handbewegungen, seit ich denken kann. Schöner als Lotte kann man nicht sprechen. Besser als Lotte kann man nicht altern. Eigentlich kann man nur Lotte werden.
Schon als Kind hab ich mich bei der Opernballübertragung im ORF nur auf sie konzentriert. Wofür die anderen Gäste, rätselhafte Gestalten wie Michael Heltau, waren, hab ich nie verstanden. Opernball war erst, wenn sie auf der Feststiege auftauchte, mit ihrem auf Mozart ondulierten Haar und Kleiderfarben aus dem Repertoire der Queen, um dann grazil durch die Gänge der Oper schweben und mit den anwesenden Künstlern zu parlieren. Lugner baute damals noch Tankstellen im 15. Bezirk. Dass sie jahrelang mit Adorno befreundet war und in dieser Zeit einen regen Briefwechsel mit ihm unterhielt, sollte ich erst später erfahren. Und sie dafür nur noch mehr lieben. Lotte Tobisch-Labotyn, was für ein Name. Salondame, was für eine Altersoption.
Unlängst war Lotte Tobisch bei „Willkommen Österreich“ zu Gast, hier ihre besten Zitate aus der Sendung:
- „Aus Liebe bin ich bereit, auch zu saufen.“
- Auf die Frage nach dem Geheimnis für gutes Altern: „Also, Nivea Creme auf jeden Fall. Als Kind hat man mirs auf den Popo geschmiert, und jetzt schmier ich mirs auch ins Gesicht.“
- Angesprochen auf ihren berühmten Satz vom „beschissenen Opernball“: „Mich hat ein Reporter gequält mit dem Opernball. Ich hätte lieber sagen sollen ‘Sie sind ein beschissener Reporter. Lassen Sie mich in Ruh.’“
- „Mein Leben besteht zum größten Teil aus Fehltritten.“
- „Ich empfehle es (das von Tobisch initiierte Altersheim „Künstler helfen Künstlern“, Anm.) Ihnen jetzt schon, Sie sind ja vom Gschäft.“
- „In unserem Altersheim braucht man keine Drogen.“
Foto: Brandstätter Verlag